GTEV
D'Heutauer / Heutau
Ein kleines Häuflein heimattreuer Männer war es, das 1894 im Herbst dem Beispiel des Lehrers Vogel aus Bayrischzell folgte und auch in Heutau einen Gebirgstracht-Erhaltungsverein gründete.
Es war an einem Samstagabend im Herbst 1894, als der bei der Firma Knerr als Buchhalter tätige Wirtssohn Johann Baptist Pointner con Siegsdorf und seine Gesinnungsfreunde, die Brüder Oberhauser aus Königswiesen, Johann Gastager, Stanis Huber, Lorenz Kittel, Xaver Straßer und noch viele andere, sich im Gasthaus Knerr in Heutau zusammenfanden und den Verein aus der Taufe hoben.
Zu den wichtigsten Anschaffungen gehörte nun in erster Linie für jeden eine anständige Tracht. Schon 1895 trat der Verein dem Gauverband 1 bei, und das erste Gaufest in Prien 1899 konnte mitgemacht werden. Noch im selben Jahr dachte man daran, eine Fahne anzuschaffen. Eine erste Sammlung erbrachte den Stattlichen Betrag von 122,- Mark.
Bereits 1900 konnte die neue Fahne unter der Patenschaft des Trachtenvereins Staudach-Hochgern geweiht werden. Bei der Fahnenweihe waren 18 Vereine anwesend. Der Verein entwickelte sich rasch aufwärts und nahm an zehlreichen Festen in der Umgebung teil. Unter anderem übernahm er 1908 bei der Fahnenweihe der "Rauschberger-Zell" die Patenschaft. Im gleichen Jahr gab es nochmals ein großes Ereignis für den Verein, nämlich die Geburt eines eigenen Vereins-Schuhplattlers. Es war der findige Schriftführer Baptist Pointner, der einen passenden Landler suchte, nachdem der Plattler eingelernt wurde. Somit haben sich die ersten Heutauer Schuhplattler ein dauerndes Denkmal gesetzt.
Uraufführung des "Haidauer" Vereinsplattlers
Stanis Huber / Hans Lederer / Sepp Mayer / Lorenz Kittl / Georg Koller / Josef Mader
1910 waren die Heutauer Ausrichter des Gaufestes. Aufgrund der schlechten Witterung war die Beteiligung der anderen Vereine denkbar schlecht und es entstand dem Verein ein erhebliches Defizit. Dabei zeigte sich der Bruderverein Siegsdorf sehr hilfreich und stiftete dem Verein 50,- Mark. Zur damaligen Zeit waren dies ca. 200 Liter Bier.
Erinnerung an das Gaufest 1910
1913 zählte der Verein bereits 56 Mitglieder, die sehr aktiv am Vereinsleben teilnahmen. Besonders zu erwähnen sind hier die zahlreichen Theateraufführungen und originellen Faschingsveranstaltungen.
Bei der Mobilmachung am 2.August mussten viele brave Trachtler von Ihren Familien Abschied nehmen, um dem Ruf des Vaterlandes zu folgen und zu kämpfen. Voll Begeisterung und Siegeszuversicht zogen sie hinaus und viele sahen die Heimat nie wieder, sie ruhen in fremder Erde. 19 Vereinsmitglieder mussten im Ersten Weltkrieg für die Heimat ihr Leben lassen.
Nach dem der Erste Weltkrieg vorbei war, konnte bereits am 5. Januar 1919 die Vereinstätigkeiten wieder aufgenommen werden. Im Juni 1925 feierten die Heutauer, unter Beteiligung von 30 Vereinen ihr 30-jähriges Gründungsfest.
1927 übernahm der Verein eine große Verpflichtung und zwar die Erhaltung des Zinnkopfkreuzes. Dieses Kreuz wurde in den Jahren 1848-1850 von dem Lechner-Bauern und seinen Nachbarn am Wolfsberg errichtet. Als im Jahr 1880 der Lechner-Bauer verkaufte und fortzog, wurde das Kreuz dem Gschwendner Haisei von Hörgering. dem Forstaufseher Hochreiter von Hörgering und dem Starzbauern vom Wolfsberg zur Erhaltung übergeben. Da nun auch diese Männer durch ihr Alter an Rüstigkeit verloren, baten sie den Gebirgstracht-Erhaltungsverein Heutau, es zu erhalten, was der Verein auch bis zum heutigen Tage tut.
Am 10. und 11. Juli 1937 richteten die Heutauer das 39. Gaufest aus. Das von der Vorstandschaft sehr gut vorbereitete Fest fiel aber buchstäblich ins Wasser. Man konnte sich kaum erinnern, dass es einmal so sehr geregnet hätte wie an diesen beiden Festtagen. Wegen der herrschenden Witterungsverhältnisse konnte kein Festzug abgehalten werden und die Beteiligung der auswärtigen Vereine war nicht die erhoffte.
Zur Erinnerung an das 39. Gaufest
Das Vereinsjahr 1939 konnte nicht mehr zu Ende geführt werden. Im Zuge der Gleichschaltung durch das damalige Regime der NSDAP wurden die GTEV Heutau und Siegsdorf, unter dem Namen "Traunviertler" zusammengelegt. Trotz der Zusammenlegung probten die Heutauer mit ihren Dirndln im Geheimen, in ihrem alten Vereinslokal in Heutau, bis zum Jahr 1940, wo dann der Krieg ein Jähes Ende setzte. So mussten doch 23 junge Vereinsmitglieder für die Heimat ihr Leben lassen.
Im Oktober 1945 beschlossen die Trachtler der ehemaligen Vereine Heutau und Siegdorf, diese wieder getrennt zu führen. Dank treuer Vereinsmitglieder, welche die Zügel wieder fest in die Hände nahmen, konnte bereits am 17. März 1946 die erste Generalversammlung nach dem Zweiten Weltkrieg abgehalten werden. Am 17. und 18. Mai 1947 feierte der Verein sein 50-jähriges Gründungsfest unter Begleitung von ca. 70 Trachtenvereine und 11 Musikkapellen.
In der Generalversammlung 1955 wurde auf Antrag der Aktiven eine Statutenänderung vorgenommen, damit auch Frauen im Verein Mitglied werden können. Nachdem der Verein beschloss, sich eine neue Fahne anzuschaffen, konnte am Sonntag, den 21. Juli 1957, die Fahnenweihe abgehalten werden. Die Patenschaften übernahmen wiederum die Staudacher und weitere 39 Vereine und 10 Musikkapellen waren anwesend. 1960 sah der Verein sein Ziel , in der Aufstellung einer Jugendgruppe. Am 25. und 26. Juli 1964 feierten die Heutauer, gemeinsam mit dem Nachbarverein Siegsdorf, ihr 70-jähriges Gründungsfest. Am Sonntag, dem 20. Juli 1969, hielt der Gebirgstrachtenverein Heutau bei herrlichem Wetter, unter Begleitung von 117 Vereinen mit ca. 6000 Trachtlern und 29 Musikkapellen, sein 75-jähriges Gründungsfest und das 79. Gaufest ab.
Infolge der Beteiligung an zahlreichen Festen und sonstigen Veranstaltungen wurde die Vereinsfahne stark in Mitleidenschaft gezogen. Man beschloss also, die Fahne zu restaurieren, und so konnte die Fahne im Rahmen einer Festwoche, vom 10. bis 18. Juli 1976, zur Weihe getragen werden.
Am 21. Februar 1986 wurde der Trachtenverein Heutau in das Vereinsregister mit dem Namen GTEV "D`Heutauer" e.V. aufgenommen. In den folgenden Jahren blühte das Vereinsleben verstärkt auf. So brachte der damalige Vorplattler im Winter 1988 der Vorschlag, eine Vereinstheatergruppe erneut ins Leben zu rufen. Dies wurde sehr rasch umgesetzt, sodass bereits im März 1989 das Stück "Auf`s Blech g`haut" aufgeführt weden konnte. Im Sommer 1992 folgte der GTEV Heutau der Bitte und dem Brauch, die Patenschaft zu Fahnenweihe des GTEV "Trauntal" Traunstein zum dritten Male zu übernehmen.
Aufnahme für das 100 jährige Jubiläum 1994
Für die Feierlichkeit zum 100jährigen Bestehen der Brudervereine Heutau und Siegsdorf 1994 entschied man sich, das Vereinjubiläum im Rahmen des 104. Gaufest des Gauverbandes 1 am 16. und 17. Juli in einer Festwoche mit gemeinsamem Festabend zu feiern. Zur Verschönerung des Heutauer Ortsbildes ergriff 1999 der Wirt unseres Veineinslokales die Initiative, zusammen mit unserem Verein einen Maibaum nach 1938 erneut aufzustellen.
Maibaum 1999, zurück gebracht von unserem Patenverein "D`Schwarzenberger" Neukirchen
In den folgenden Jahren wurde die Vereinsfahne aus dem Jahre 1957 zum zweiten Mal restauriert und erhielt am 21. April 2002 in der Pfarrkirche Siegsdorf im Beisein der Patenvereine und Gauvorstandes Gottes segen. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte wurden im Jahre 2005 nach langen Diskussionen zwei Frauen in den Vereinsausschuss gewählt. So wurde zum einen das Amt des Schriftführers einer Frau zugetragen und der Posten der Frauenvertreterin im Vereinsausschuss neu eingeführt. Im Oktober 2011 machte sich der Verein auf, erstmalig den "Heutauer Bauernherbst" beim Mesnerwirt in St. Johann mit handwerklichen Vorführungen sowie musikalischer und kulinarischer Unterhaltung der Besucher zu veranstalten. Dieser fand bei den Vereinsmitgliedern und der Bevölkerung sehr großen Anklang und wird daher in den folgenden Jahren fortgeführt.
Der GTEV Heutau ist Pate bei 4 Vereinen in der näheren Umgebung. Der Verein übernahm diese bei "Trauntal" Traunstein, "Rauschberger" Zell, "D`Schwarzenberger" Neukirchen und "D`Sulzberger" Hammer.
Das Vereinslokal ist seit der Gründung des GTEV D`Heutauer /Heutau im Herbst 1894 das Gasthaus Heutau.